1. Kapitel
Indianer
Boston
1866.
Eine
junge Frau war gerade auf dem Weg, von der Arztpraxis, nach Hause.
Seitdem
Michaela Quinn ihren Doktor gemacht hatte, arbeitete sie in der Praxis ihres
Vaters.
Sie
hatte Schwierigkeiten, da die Bostoner Gesellschaft, keine Frauen als Ärzte,
akzeptierten.
Ihr
Mutter, Elisabeth Quinn, hatte ihrer Tochter von Anfang an gesagt, dass ihre
Berufswahl nicht ganz nach ihrem Geschmack war.
Doch
Michaela hatte ihren eigenen Kopf und begann das Studium und absolvierte es
als Jahrgangsbeste.
Ihr
Vater, Joseph Quinn, war immer stolz auf seine jüngere Tochter und nahm sie
somit in seiner Praxis, als seine Partnerin, auf.
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"Michaela,
gut das du kommst. Hat dir dein Vater schon erzählt? Es soll eine Versammlung
geben, wegen den Indianern im Westen und es sollen sogar auch welche hier her
kommen", erzählte Elisabeth total aufgeregt.
"Ja
Mutter, dass hat Vater mir erzählt und wir werden auch zusammen hingehen und
wenn du mich entschuldigst. Ich möchte mich eben einmal umziehen."
Mit
einem Lächeln, raffte sie ihre Röcke hoch und stieg die Treppe hinauf in ihr
Zimmer.
Sie
zog sich ein anderes Kleid an und setzte sich an ihre Kommode mit dem großen
Spiegel.
Seufzend
und in Gedanken verloren, zupfte sie an den Haarnadeln und löste sie, sodass
sich nun ihr langes Haar seinen Weg über ihren Rücken machte und in vielen
Locken hinab hing.
Michaela
war nicht wie ihre älteren Schwestern Majorie und Rebecca, die schon längst
verheiratet waren.
Nein,
Michaela war eine Frau, die ihren eigenen Kopf hatte und keinen Bezug zu
irgendeinem Mann hatte.
Sie
hatte zwar einige Männer kennen gelernt, doch mehr wurde daraus nicht.
Michaela
lebte allein für ihren Beruf.
Elisabeth
hatte schon lange und ausgedehnte Diskussionen mit Michaela geführt, doch es
hatte nichts genützt.
Mit
dem einzigen Mann, mit dem sie viel Zeit verbrachte, war ihr Vater.
Das
Verhältnis zu ihrem Vater war unbeschreiblich.
Michaela
brauchte ihren Vater nur anschauen und sie wussten, was der Andere dachte.
An
dieses Verhältnis kam Elisabeth nicht heran. Ständig gab es Spannungen und
Diskussionen zwischen Michaela und Elisabeth wegen ihrem Beruf und ihrer
Einstellung zur Ehe.
Elisabeth
hätte Michaela am Liebsten mit einem wohlhabenden Mann verheiratet, doch
Michaela interessierte sich nicht für Männer, sie interessierte sich allein
für die Medizin.
Es
klopfte leicht an Michaelas Tür, was sie zurück in die Realität holte.
"Ja
bitte?" Michaela bürstete ihr Haar weiter und schaute zur Tür.
Die
Tür öffnete sich und ihr Vater kam herein.
"Hallo
mein Kind. Ich wollte dich zum Essen holen und geht es dir schon besser, als
vorhin? Du warst vorhin so blass?" fragte Joseph, kam zu Michaela und
umschloss mit seinen Händen ihre Schultern.
Michaela
lächelte ihrem Vater im Spiegel entgegen. "Ja Vater, mir geht es besser. Ich
habe Mutter erzählt, dass wir morgen zu der Versammlung gehen", antwortete
Michaela.
"Und?
Was hat sie gesagt?"
"Nichts,
aber ich habe es an ihrem Gesichtsausdruck gesehen, dass es ihr nicht Recht
ist."
Michaela
legte die Bürste beiseite.
"Mach
dir keine Gedanken und komm erstmal Essen", sagte Joseph, gab seiner Tochter
einen Kuss auf ihr Haar und verließ das Zimmer.
Michaela
machte sich ihr Haar mit einem Haarband zusammen und ging runter ins
Esszimmer, wo ihre Mutter mit ihren Schwestern schon auf sie warteten.
"Guten
Abend Michaela", begrüßte Majorie sie und lächelte sie an.
"Guten
Abend", sagte Michaela und lächelte ebenfalls.
"Michaela?
Wo ist dein Vater?" fragte nun Elisabeth und schaute ihre Tochter an.
"Eben
war er noch bei mir, er hatte gesagt, dass er mich zum Essen holen wollte und
ist wieder gegangen. Ich dachte er wäre schon längst hier."
Kaum
hatte Mike, wie sie liebevoll von ihrem Vater genannt wurde, den Satz
ausgesprochen, kam auch schon Joseph aus seinem Arbeitszimmer.
"Ich
bin hier. Tut mir leid, aber ich musste noch einen wichtigen Brief verfassen",
entschuldigte er sich nun und nahm Platz.
Die
Familie aß zusammen und unterhielt sich, über den heutigen Tag.
Und
sie kamen auch auf die Versammlung zu sprechen, die morgen stattfinden sollte.
Elisabeth
schaute ihre jüngste Tochter an.
"Also
ich finde es nicht so schön, wenn du mit deinem Vater dort hin gehst. Das ist
nichts für Frauen", sagte sie entschlossen.
Michaelas
Blick sprach Bände.
"Wieso
soll das nicht was für Frauen sein?" fragte sie nun empört und wischte sich
mit der Servierte den Mund ab.
"Weil
es dort um Indianer geht. Was haben Frauen denn dazu zu sagen?" Elisabeth hob
ihr Glas an und trank einen Schluck von ihrem Rotwein.
"Ich
werde mit Vater dorthin gehen, ob es dir gefällt oder nicht. Ich bin fertig,
darf ich aufstehen?" Sie blickte zu ihrem Vater, der merkte, dass Michaela der
Diskussion entweichen wollte. Joseph nickte Michaela zu und diese stand auf
und verschwand in ihr Zimmer.
Elisabeth
schaute zu ihrem Mann. "Wieso hast du sie gehen lassen? Ich war noch nicht
fertig", sagte Elisabeth nun beleidigt.
"Elisabeth,
du weißt wie Michaela ist. Ich werde schon aufpassen, dass sie nichts Falsches
sagt. Ich bin stolz auf sie, dass sie sich dafür interessiert und deswegen
werde ich sie morgen mitnehmen, ob es dir Recht ist oder nicht. Michaela soll
wissen, wie es ist, in einem Land auf dieser Welt zu wohnen, wo man nicht
alles hat", beendete Joseph seinen Satz und nahm ebenfalls einen Schluck aus
seinem Glas.
Michaela
lag auf ihrem Bett und hatte sich ein Buch genommen, was von Indianern
handelte. Sie las es schon seit Tagen und war begeistert, umso mehr freute sie
sich auf die morgige Versammlung.
Nachdem
Joseph die Praxis am nächsten Tag geschlossen hatte, ging er mit seiner
Tochter zur Versammlung.
Es
waren viele Männer anwesend, aber Michaela war die einzige Frau, die sich
dafür zu interessieren schien.
Michaela
suchte sich einen Platz ziemlich weit vorn, damit sie auch alles mitbekam.
Vor
der eigentlichen Versammlung, wurden noch einige Neuigkeiten bekannt gegeben.
Die
junge Ärztin konnte es kaum erwarten, bis sie endlich auf das Thema Indianer
zu sprechen kamen.
„So
meine Dame, meine Herren, kommen wir nun zu unserem eigentlichen Treffen“,
begann Dr. North und fing an zu erzählen wieso und warum die Versammlung
stattfand.
„Da
wir über Indianer sprechen, haben wir auch extra welche hier her geholt, damit
sie sich daran beteiligen können.“ Nun kamen 3 Indianer und 1 Mann auf die
Bühne.
Michaelas
Augen erhellten sich, als sie die 4 Männer sah.
„Wie
in meinem Buch“,dachte
sie und lächelte.
Joseph
sah das Leuchten in den Augen von seiner Tochter und konnte nur Lächeln.
Die
junge Frau, war so begeistert von den Ansichten der Indianer, dass Joseph
Angst bekam, sie könnte ihre Koffer packen und sofort mit ihnen mit reisen.
Doch
eigentlich freute sie sich nicht über die Indianer, denn eigentlich hatte
jemand anders ihre volle Aufmerksamkeit.
Der
nette junge Mann, der als Dolmetscher mitgekommen war, war viel interessanter
als die Indianer.
Immer
wieder schaute Michaela schüchtern zu ihm und konnte nichts anderes als
Lächeln.
„Na?
Wer hat denn von den jungen Männern, deine volle Aufmerksamkeit?“ fragte
Joseph nun leise, seine Tochter und drückte sanft ihre Hand.
Michaela
blickte ihn mit roten Wangen an, sagte aber nichts dazu.
Nach
der Versammlung hatte Michaela viel Neues erfahren und war glücklich, dass sie
mit ihrem Vater mitgegangen war.
„Vater?
Ich geh schon mal vor, ich warte draußen auf dich“, sagte Michaela, als ihr
Vater sich noch mit einigen Kollegen unterhielt und ging.
Kaum
war sie draußen angekommen, traf sie auf die 3 Indianer, mit dem Mann. Sie
wäre am Liebsten sofort wieder umgedreht, aber sie konnte und wollte den Blick
nicht von dem gut aussehenden Mann nehmen.
Gerade
als sie sich umdrehen wollte, um zu schauen, wo ihr Vater bleibt, kam jemand
auf sie zu.
„Guten
Abend Ma´m? Können sie mir vielleicht sagen, wie ich zu diesem Hotel kommen?“
Michaela
drehte sich gekonnt wieder um und blickte in die blauen Augen dieses Mannes,
der ihr einen Zettel entgegen hielt und lächelte.
„Diese
Auge, dieses Lächeln, einfach traumhaft“, dachte sie bei sich.
Ihr
Herz fing an zu klopfen und ihr wurde heiß und kalt zugleich.
Dann
kam Michaela wieder aus ihren Gedanken und schaute auf den Zettel.
„Ja
sicher. Sie gehen einfach die Straßen entlang und am Ende der Straße links, da
sind sie dann richtig“, antwortete sie schüchtern.
„Ich
danke Ihnen“, bedankte er sich und ging mit seinen Begleitern los.
Eine
Weile schaute sie ihnen noch hinterher, doch dann kam ihr Vater und sie gingen
zurück nach Hause.
Eins
wusste Michaela, diese Augen, dieses Lächeln…das war der Mann, der ihr Herz
zum Springen brachte. Diesen Mann, wollte sie noch einmal wieder treffen.
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2.
Kapitel
Der
Park
Auf
dem Weg nach Hause, schwieg Michaela, was Joseph von seiner Tochter überhaupt
nicht kannte. Normalerweise sprach sie ohne Punkt und Komma, aber heute Abend,
muss sie irgendetwas beschäftigen.
„Michaela?
Alles in Ordnung bei dir, du bist so still. So kenne ich dich gar nicht. Was
bedrückt dich?“ fragte nun Joseph, blieb stehen, stellte sich vor seine
Tochter und, nahm ihre Hände und blickte sie an.
Michaela
seufzte, schaute ihren Vater und lächelte.
„Ach
Vater, was soll ich sagen?“
Michaelas
Grinsen wurde immer größer und ihr Vater konnte nur erahnen, was mit seiner
Tochter los war.
„Sag
nicht, du hast dich in den netten Mann von der Versammlung verguckt?“ Joseph
grinste sie an und Michaela wurde schlagartig rot.
Nun
brauchte sie auch nichts mehr zu sagen, wieso sie so still war.
„Macht
es dir was aus, wenn ich noch ein wenig in den Park gehe?“ fragte Michaela nun.
Joseph
schüttelte leicht mit dem Kopf.
„Nein
mein Kind, aber komm nicht so spät nach Hause, sonst wird Mutter böse.“ Er gab
ihr noch einen Kuss auf die Stirn und ging.
Die
junge Frau ging Gedankenverloren zum Park. Es war schon etwas dunkel und
langsam tauschte die Sonne den Platz mit dem Mond.
Schon
lange hatte Michaela nicht mehr dieses Gefühl verspürt, einfach nur raus zu
wollen. Sie saß sonst immer über ihren Büchern, oder war in der Oper. Aber
heute hatte sie mal das Verlangen einfach hier im Park zu sitzen und den
wunderschönen Abend zu genießen.
Sie
setzte sich auf eine Bank und schloss ihre Augen.
Von
weitem hörte sie Stimmen, da sie sie aber nicht kannte, öffnete sie auch nicht
ihre Augen, um zu sehen, wer es denn sein könnte.
Als
die Stimmen näher kamen, kamen sie ihr doch bekannt vor und sie wagte einen
Blick.
Sie
traute ihren Augen nicht, da war er wieder, der gut aussehende junge Mann von
der Versammlung. Michaela bekam Herzrasen und wollte aufstehen, aber sie
konnte es nicht, irgendetwas hielt sie auf.
Sie
blieb also ruhig sitzen und ließ sich nicht anmerken, dass sie total nervös
war.
Der
junge Mann hatte sich so angestrengt mit dem einen Indianer unterhalten, dass
er sie erst gar nicht bemerkt hatte, doch kurz bevor sie an der Bank vorbei
kamen, hob er seinen Kopf und blickte ihr direkt ins Gesicht.
Michaela
wäre vor Charme fasst in den Erdboden versunken, denn seine Augen zogen sie
magisch an.
Als
er sie sah, lächelte er freundlich.
„Guten
Abend“, sagte er dann und ging an ihr vorbei.
Michaela
dachte ihr würde der Atem ausbleiben, aber dann holte sie tief Luft.
„Guten
Abend Gentlemans“, sagte sie dann doch mit fester Stimme und schaute ihm
hinterher.
„Was
für einen Hintern er hat“,
dachte sie und wurde bei dem Gedanken leicht rot.
Sie
bemerkte natürlich nicht, dass auch er sich zu ihr umdrehte, um sie
anzuschauen.
Nach
einer Weile war er verschwunden.
Michaela
blieb noch eine Weile sitzen und nun war es auch schon wirklich dunkel. Sie
stand von der Bank auf, als ihr jemand entgegen kam.
Michaela
wurde unwohl zumute, weil ihr Vater immer wieder zu ihr sagte, dass sie abends
nicht mehr so spät alleine draußen sein sollte.
Doch
als die Gestalt ihr näher kam, erkannte sie ihn und sie lächelte freundlich.
„Sie
sind ja immer noch hier?“ fragte derjenige und blickte sie an.
Michaela
schaute schüchtern zu Boden.
„Ja,
ich habe die Zeit vergessen, ich wollte gerade nach Hause gehen“, antwortete
sie dann.
„Ich
habe mich noch gar nicht vorgestellt. Ich heiße: Byron Sully, aber alle nennen
mich Sully“, sagte er und reichte ihr die Hand.
Michaela
grinste.
„Ich
heiße Michaela Quinn, sehr erfreut sich kennen zu lernen.“
„Ich
sollte sie nach Hause begleiten, denn normalerweise, sollte eine Lady nicht
mehr um diese Uhrzeit hier draußen im Park sein.“
Sully
war selbst von sich überrascht, weil er normalerweise auch total schüchtern
war, doch bei Michaela war alles anders.
„Dann
kommen sie und auf dem Weg können sie mir ja noch ein wenig von Indianern
erzählen“, sagte sie.
Sully
blickte sie an.
„Sie
interessieren sich für Indianer?“
Michaela
nickte und erzählte ihm von dem Buch was sie gerade gelesen hatte und wie
faszinierend sie sie findet.
Sully
hatte ihr aufmerksam zugehört, ach was sage ich da, er hing regelrecht an
ihren Lippen. Sie sprach so sanft und beruhigend, so ganz anders als die
Frauen in Colorado – Springs.
Kurz
darauf kamen sie auch schon an Michaelas Elternhaus an.
„So,
da wären wir“, sagte sie und lächelte.
Sully
schaute an den Außenwänden hinauf. „Schickes Haus“, sagte er nur und lächelte
sie an.
Michaelas
Blick haftete an seinen Augen, sie waren so blau, wie das Meer und strahlten
so viel Wärme aus.
Sie
hätte sich am Liebsten zu ihm rüber gebeugt und ihm einfach einen Kuss auf sie
Wange gegeben. Einfach ein kleines Dankeschön dafür, dass er sie nach Hause
begleitet hat.
„Gute
Nacht“, sagte sie dafür und wollte gehen, doch Sully hielt sie auf. Er nahm
ihre Hand und gab ihr einen Kuss darauf.
Michaela
bekam Kribbeln im Bauch.
„Gute
Nacht“, sagte er dann noch sanft und ging.
Die
junge Frau raffte ihre Röcke hoch und stieg die Treppen zum Elternhaus hinauf.
Sie
klopfte und augenblicklich später stand ihr Vater vor ihr.
„Du
kommst spät.“
Er
blickte auf seine Taschenuhr.
„Es
tut mir leid Vater, aber ich…aber…ich habe noch jemanden getroffen“, sagte sie
dann.
Joseph
zog seine Augenbraue hoch und blickte sie an.
Da
Michaela nun lächelte, wusste er genau, wen sie getroffen hatte und fragte sie
nicht weiter aus.
Gerade
wollte sie die Treppe in den ersten Stock hinauf gehen, als ihre Mutter von
oben herunter schaute.
„Wo
kommst du um diese Uhrzeit her?“ fragte Elisabeth böse.
„Ich
wurde aufgehalten“, antwortete Michaela kurz.
„Dein
Vater hat dir doch ausdrücklich gesagt, dass du abends nicht alleine draußen
sein sollst.“
Nun
schaltete sich Joseph ein. „Sie war nicht allein, sie war mit David unterwegs.
Du weißt schon wen ich meine, der Sohn von Dr. Lewis. Wir haben ihn getroffen,
als wir auf dem Heimweg waren und er hatte Michaela gefragt, ob sie nicht Lust
hätte mit ihm spazieren zu gehen.“
Elisabeth
schaute ihre Tochter an, die nun grinsend vor ihr stand.
„Na
gut, dann habe ich nichts gesagt. Endlich gehst du mal mit Männern in deinem
Alter aus, wird ja auch langsam Zeit.“
Michaela
ging an ihr vorbei. „Gute Nacht“, sagte sie dann und ging in ihr Zimmer.
Zufrieden
ließ sie sich auf ihr Bett purzeln und strich nun über ihre Hand, wo sie eben
einen Kuss von Sully bekommen hatte.
Dann
zog sie sich um und setzte sich an ihre Kommode.
Nach
und nach löste sie, wie jeden Abend, ihre Haarklemmen, nur war sie diesmal
total verträumt und summte vor sich hin.
Das
Summen lockte ihre Schwester an. Die Tür wurde geöffnet und Rebecca, ihre
älteste Schwester kam herein.
„Michaela?
Alles in Ordnung bei dir?“ fragte sie nun irritiert, weil sie Michaela so
nicht kannte.
„Ja,
bei mir ist alles in Ordnung, wieso fragst du?“
„Weil
du so….weil du so anders bist. Hast du etwa jemanden kennen gelernt?“
Michaela
grinste.
„Erzähl
von ihm.“
Michaela
schüttelte den Kopf. „Nein, heute nicht mehr. Ich bin müde und möchte
schlafen. Ich erzähle dir morgen von ihm.“
„Ist
gut, schlaf gut.“
Rebecca
verließ das Zimmer und ließ Michaela alleine.
Michaela
schwebte zu ihrem Bett, ließ sich reinplumpsen und deckte sich zu.
Kurz
darauf war sie auch schon eingeschlafen.
Am
nächsten Morgen, musste sie wie immer früh in die Praxis. Sie nahm wie jeden
Morgen ihr Frühstück ein und brach mit ihrem Vater auf.
Sie
gingen am Park vorbei und Michaela blieb kurz stehen.
„Kommst
du?“
„Ich
komme nach. Geh du schon mal vor“, sagte Michaela und lächelte ihrem Vater zu.
Ihr
Vater ließ Michaela stehen und ging zur Praxis.
Mit
zittrigen Knien, betrat sie den Park und dachte an den gestrigen Abend.
Ihr
Tasche stellte sie auf die Bank und schlenderte noch einmal den Weg entlang,
den sie gestern Abend zu zweit gegangen waren.
Dann
fiel ihr ein, dass sie doch in die Praxis musste und ging eiligen Schrittes
los und vergaß ihre Tasche mitzunehmen.
„Da
bist du ja“, sagte Joseph freudig, als Michaela in die Praxis kam.
„Tut
mir leid.“ Sie setzte ihren Hut ab.
„Wo
ist deine Tasche?“ fragte er nun nach.
Michaela
schaute an sich herab und nun fiel ihr wieder ein, dass sie ihre Tasche auf
der Bank abgestellt hatte.
„Die
habe ich im Park vergessen, ich hole sie schnell.“ Michaela wollte gerade
wieder gehen, doch ihr Vater hielt sie auf.
„Ich
habe einen besseren Vorschlag. Du nimmst dir heute frei, dass hast du dir
verdient. Dann gehst du in den Park und machst dir einen schönen Tag, ich
komme auch ohne dich klar heute.“ Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
Michaela
wollte ihm gerade widersprechen, aber er schob sie schon zu Tür raus.
„Komm
heute Abend aber bitte nicht wieder zu spät.“
Michaela
schüttelte den Kopf.
„Nein
Vater, ich werde pünktlich sein“, sagte sie, gab ihrem Vater einen Kuss auf
die Wange und verschwand.
Sie
lief zurück zum Park, doch als sie dort ankam, war ihre Tasche nicht mehr da.
Nun
bekam Michaela Panik. Wer sollte schon eine Arzttasche brauchen? Sie schaute
sich um, ob sie nicht irgendwo war, doch sie war weg.
Enttäuscht
ging sie nach Hause. Sie schaute zu Boden und nahm nichts um sich herum war.
Plötzlich rempelte sie jemanden an.
„Tut
mir leid“, entschuldigte sie sich und schaute auf.
Das
Lächeln kam ihr bekannt vor.
„So
sieht man sich wieder“, sagte Sully und blickte sie an.
Ja,
dass stimmt.“
„Kennen
sie zufällig einen Dr. M. Quinn?“ fragte er nun nach und hielt ihr ihre Tasche
entgegen.
„Sie
haben meine Tasche gefunden?“ fragte Michaela nun und nahm sie ihm ab.
„Sie
sind Ärztin?“ fragte Sully nun nach und war verwundert.
„Ja,
die bin ich. Dr. Michaela Quinn – Ärztin der Medizin“, lächelte sie.
„Haben
sie kurz Zeit? Können sie sich das hier mal ansehen?“
Sully
knöpfte sein Hemd auf und zeigte Michaela eine Wunde an seinem Oberkörper.
Michaela
strich sanft über die Wunde. Sie fühlte die warme Haut unter ihren Händen und
sie konnte kaum einen klaren Gedanken fassen.
„Woher
haben sie die?“ fragte sie nun nach.
Sully
erklärte ihr, dass er, bevor er hier nach Boston kam, einen Streit hatte und
derjenige ihn verletzt hat.
„Das
muss gesäubert werden, kommen sie mit, wir gehen in die Praxis zu meinem
Vater“, sagte Michaela.
Sully
knöpfte sein Hemd wieder zu und folgte Michaela.
Joseph
wunderte sich, dass seine Tochter doch wieder in die Praxis kam, doch als er
Sully sah, lächelte er sie nur an.
„Kommen
Sie hier herein“, sagte Michaela und nahm ihn mit in einen Raum.
Sully
setzte sich dann auf die Liege und Michaela versorgte die Wunde, die schon
eitrig war.
„Tut
das weh?“ fragte sie ihn, als sie mit einem Wattenbausch und Alkohol, die
Wunde desinfizierte.
„Nein,
ich bin Schmerz gewöhnt.“
Ihre
Blicke trafen sich und einen kurzen Augenblick schauten sie sich an, doch dann
wandte Michaela ihren Blick wieder zu seiner Wunde.
Sie
versorgte die Wunde gut und klebte ihm ein Pflaster drauf.
„Danke“,
sagte er sanft und strich ihr über die Hand.
Verlegen
zog sie ihre Hand weg. „Bitteschön.“
„Sie
können sich wieder anziehen.“
Sully
nahm sein Hemd und zog es wieder an.
Michaela
räumte in der Zeit ihre Instrumente wieder weg.
„Wie
kann ich ihnen danken?“
„Ist
schon in Ordnung, habe ich gern gemacht“, antwortete sie ihm.
„Nein,
sagen sie mir, was ich gutes für sie tun kann.“
Michaela
drehte sich zu ihrem Patienten um und schaute ihn an.
„Ich
habe alles, was ich brauche.“
„Dann
gehen sie mit mir Essen.“
Sully
schaute ihr tief in die Augen und Michaela wurde es warm ums Herz. Schüchtern
schaute sie an ihm hinab.
„Ich
kann sie davon nicht abhalten, stimmt´s?“
Sully
nickte.
„Na
gut, wenn sie möchten. Aber nicht Essen gehen. Wir können einen schönen Tag im
Park verbringen, denn mein Vater hat mir für heute frei gegeben“, sagte sie
nun entschlossen.
„Das
ist eine tolle Idee.“
Der
muskulöse Mann sprang von der Liege herab.
Michaela
blickte ihn an. Er war nicht wie jeder andere Mann, den sie bis jetzt kennen
gelernt hatte, er hatte nicht so piek feine Sachen an. Er sah mehr wie ein
Halbindianer aus. Er trug braune Lederhosen, ein passendes Hemd dazu und um
den hals trug er indianische Ketten und er trug sein Haar lang. Aber
vielleicht war ja genau das, was Michaela so faszinierend an ihm fand, weil er
einfach anders war.
„Dann
können wir gehen.“
Sully
und Michaela verließen das Behandlungszimmer.
„Ich
gehe wieder, aber wenn du mich brauchst, dann hol mich. Ich bin im Park“,
sagte Mike noch zu ihrem Vater, bevor sie ging. Joseph nickte ihr zu und sie
verließ mit Sully nun endgültig die Klinik.
„Ihr
Vater kann stolz auf sie sein“, begann Sully ein Gespräch.
„Wieso
das?“
„Schauen
Sie meine Wunde an. Ich bin wieder wie neu“, grinste er.
Michaela
grinste ebenfalls und bog in den Park ein.
Es
war ein wunderschöner Sommertag. Der Park war das erste Anlaufziel, sobald die
ersten Sonnenstrahlen den Boden berührten. Auch an diesem Tag war er gut
besucht.
„Wo
sind eigentlich ihre Freunde?“ fragte Michaela nun nach und setzte sich auf
eine Bank.
„Sie
meinen die Cheyenne?“
Michaela
nickte.
„Sie
mussten wieder zurück nach Colorado – Springs.“
Sully
setzte sich neben sie.
„Wieso
sind Sie noch hier?“
„Ich
habe noch einiges zu erledigen, deswegen bin ich hier geblieben.“
Sully
lehnte sich zurück und ließ die Sonne auf sein Gesicht scheinen.
Michaela
musterte Sully und genoss die Anwesenheit von ihm.
„Erzählen
Sie mir von ihnen“, sagte Sully plötzlich und schaute sie an.
Michaela
schaute ihn erschrocken an, weil sie sich eben erschreckt hatte.
„Was
möchten Sie denn wissen?“
Sully
überlegte kurz und blickte sie an.
„Erzählen
Sie mir, wie sie dazu gekommen sind, Ärztin zu werde.“
„Das
ist nicht interessant, es wird sie sicherlich langweilen.“
Der
junge Mann schüttelte mit dem Kopf.
„Ich
finde es interessant. Ich habe noch nie eine Ärztin kennen gelernt und ich
glaube es gibt auch keine Ärztin weit und breit hier in der Gegend.“
Nun
wo Sully sie wieder anlächelte, wurde sie nervös, denn sie wollte ihn wirklich
nicht langweilen. Doch schließlich begann sie ihm von sich zu erzählen.
Sully
fand es wirklich sehr interessant, dass merkte Michaela daran, weil Sully sie
immer wieder fragte.
Der
Vormittag war wirklich total schön. Michaela und Sully hatten sich auf den
Rasen gesetzt und damit Michaela sich nicht das Kleid schmutzig machte, hatte
Sully seine Weste ausgezogen, wo sie nun drauf saß.
„Sind
sie glücklich in Colorado – Springs?“ fragte Michaela und schaute Sully an.
Sully
schaute vom Boden auf, wo er eben einen kleinen Käfer geärgert hatte.
„Ja
eigentlich schon. Colorado ist nicht so bebaut wie hier. Dort gibt es viel
mehr Wald. Waren sie schon mal wo anders als hier?“
Michaela
schüttelte den Kopf.
„Nein,
ich bin schon mein Leben lang hier und werde es auch wohl vorerst bleiben.“
Sie seufzte, denn so wie Sully von Colorado – Springs geschwärmt hatte, musste
es wirklich schön sein.
Sie
verbrachten auch den ganzen Nachmittag bis zum frühen Abend im Park.
Zwischendurch holten sie sich was zu essen und zu trinken.
So
gegen 20 Uhr stand Michaela dann endlich auf.
„Ich
glaube, ich sollte nun gehen.“
Sully
war ebenfalls aufgestanden und stand nun direkt vor ihr.
„Darf
ich Sie begleiten?“ fragte er sanft und schaute ihr direkt in die Augen.
Michaela
konnte nicht anders und nickte, sie wollte noch mehr Zeit mit ihm verbringen,
denn irgendwas faszinierte sie an ihm.
Zusammen
gingen sie die Straße entlang. Michaela erzählte Sully noch einiges mehr über
sich und schließlich standen sie vor ihrem Elternhaus.
„Wir
sind ja schon da“, bemerkte sie nun und lächelte.
„Es
war ein wundervoller Tag und ich hoffe, den können wir mal wiederholen“, sagte
Sully, nahm wie am Tag zuvor ihre Hand und gab ihr einen Kuss.
Zu
gern hätte Michaela nun gesagt, dass sie ihn wieder sehen möchte, dass sie am
Liebsten den ganzen Tag mit ihm verbringen wollte.
„Ich
muss morgen leider wieder arbeiten“, sagte sie schüchtern.
Ihre
Hand ruhte noch immer in Seine.
„Dann
werde ich im Park auf sie warten, bis dann.“
Sully
ließ sanft ihre Hand los und ging.
„Wiedersehen“,
rief sie ihm noch hinterher und ging dann rein.
Sie
schloss die Tür hinter sich, seufzte und blieb noch eine Weile an der Tür
angelehnt stehen.
„Michaela,
Liebes. Geht’s dir gut?“ Elisabeth kam auf ihre Tochter zu.
„Ja
Mutter, alles ist in bester Ordnung“, lächelte sie und ging verträumt zu ihrer
Mutter, gab ihr einen Kuss auf die Wange und wollte so eben hoch gehen.
„Was
ist denn mit dir los junge Dame?“ fragte Elisabeth und war ganz überrascht.
„Nichts
Mutter, ich gehe mich eben mal schnell umziehen.“
Somit
raffte sie ihre Röcke wieder hoch und lief in ihr Zimmer.
„Sully…so
ein wundervoller Name“, schwärmte sie.
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3.
Kapitel
Vertrauen
Am
nächsten Tag in der Klinik…
Michaela
steckte alle mit ihrer Fröhlichkeit an, sodass ihr Vater immer nur lächeln
konnte.
Es
war ein schöner Vormittag und nun hatten Joseph und Michaela erstmal eine
kleine Pause.
Michaela
saß auf einem Stuhl und las ein Buch, summte aber vor sich hin.
„Sag
mal Liebes, was ist los mit dir? Du bist jeden Tag so fröhlich, so
ausgeglichen, so kenne ich dich gar nicht. Hat es etwas mit dem netten Mann zu
tun?“ fragte Joseph seine Tochter.
Michaela
schaute von ihrem Buch auf.
Ein
Lächeln legte sich auf ihr Gesicht. „Weißt du Vater…der Tag gestern war so
schön, ich hatte lange nicht mehr so einen wunderschönen Tag. Wir haben über
alles geredet, er hat mir zugehört. Der erste Mann, der sich für meinen Beruf
interessiert. Ich würde ihn gerne wieder treffen“, sagte sie.
Joseph
lächelte sie an.
„Wo
wohnt er denn, nun wo er hier ist?“
Michaela
erzählte ihm von dem Hotel. „Ich kenne den Besitzer. Vielleicht kann ich ja
etwas für dich organisieren. Ich möchte doch, dass meine Tochter weiterhin so
glücklich ist.“
„Das
würdest du für mich machen? Du würdest mir helfen, also dass er länger hier
bleibt, damit wir uns besser kennen lernen können? Oh Vater, dass wäre so lieb
von dir.“
Michaela
sah ihn bittend an.
„Ich
werde mein Bestes geben.“
Die
junge Frau nahm ihren Vater in den Arm. „Ich danke dir, du bist der Beste
Daddy, den man je haben kann.“
Den
ganzen Nachmittag fieberte sie dem Abend vor.
„Ich
bin im Park, ist das in Ordnung?“ fragte Michaela.
Joseph
nickte. „Ich weiß ja, dass du nicht alleine bist.“
Mit
eiligen Schritten ging sie zum Park und hoffte, dass Sully noch da war. Doch
als sie im Park war, konnte sie ihn nirgends entdecken.
Enttäuscht
setzte sie sich auf die Bank.
Doch
dann wurde sie überrascht, denn jemand hielt ihr eine Rose hin.
Sie
drehte sich um und da stand er, der Mann der sie so fasziniert.
Michaela
wurde leicht rot und nahm ihm die Rose ab.
„Dankeschön,
mit was habe ich die den verdient?“ fragte sie nach.
Sully
setzte sich neben sie.
„Weil
sie einfach so sind, wie sie sind. Eine ganz nette Frau, mit dem Herz auf dem
rechten Fleck.“
Sie
schauten sich an und Michaela verlor sich in seinen Augen.
Ihr
Herz fing wie wild an zu schlagen und sie hoffte, dass Sully es nicht bekam,
was er in ihr auslöste.
„Um
ein Kompliment sind sie nie verlegen oder?“
„Kommt
ganz drauf an.“
„Worauf?“
Ihre
Worte wurden immer zärtlicher und es knisterte gewaltig zwischen Ihnen.
Sully
konnte ihren Blick nicht mehr standhalten und schaute zur Seite.
„Auf
die Frau“, sagte er dann.
„Wollen
wir noch einen Spaziergang machen, dann kann ich ihnen ein wenig von Boston
zeigen.“ Sully nickte, stand auf und hielt Michaela seinen Arm hin, wo sie
sich einhaken sollte.
Das
tat sie auch und so gingen sie los.
Michaela
drehte die Rose in ihrer Hand und schwieg.
Sully
ging neben ihr und wusste nicht wirklich, was er mit ihr reden sollte. Er
hätte ihr am Liebsten gesagt, was er gerade fühlte und dachte, aber er tat es
nicht, weil er nicht wusste, ob sie sich damit überrumpelt fühlte, weil er ja
nicht wusste, was sie von ihm hielt.
Schweigend
zeigte Michaela Sully die Gegend, ab und an sprach sie, um ihm zu sagen, wo
sie gerade waren.
Michaela
hatte ein Kribbeln im Bauch, was sie nicht zuordnen konnte, aber es war ein
wundervolles Gefühl. Sie hatte soviel vertrauen in ihm, obwohl sie ihn erst so
kurz kannte. Er strahlte soviel Wärme und Geborgenheit aus, dass sie ihn am
Liebsten in die Arme nehmen würde.
Doch
was dachte er? Er sagte nichts, er ging nur schweigend neben ihr her und
schaute manchmal auf, wenn sie ihm erzählte, wo sie waren.
„Und
hier ist das Meer“, sagte sie
und hielt an.
Sully
schaute verträumt hinaus.
Es
war schon dunkel und der Mond war schon aufgegangen. Da ein paar Wolken am
Himmel waren, fielen ein paar einzelne Lichtstrahlen auf Michaelas Gesicht
fielen.
Ihre
Augen funkelten in dem Licht und Sully bekam ebenfalls Bauchkribbeln.
Er
stellte sich vor ihr hin und nahm ihre Hände.
Sie
wusste nun nicht, was auf sie zukam.
Er
nahm dann eine Hand und führte sie an ihr Kinn.
„Vertraust
du mir?“ fragte er sanft.
Michaela
nickte.
Nun
kam er ihr dichter und gab ihr einen sanften Kuss.
Michaela
wusste nicht, wie ihr geschah. Sie fühlte seine weichen Lippen auf die Seinen
und es war so wundervoll.
Ihre
Hände umschlossen seinen Körper und sie küsste ihn ebenfalls. Seine rechte
Hand umfasste ihre Taille und seine linke Hand strich sanft über ihre Wange.
Sie war so weich und warm.
Als
Sully von ihr abließ, hatte sie noch immer ihre Augen geschlossen. „Weißt du
eigentlich, dass du eine wundervolle Frau bist?“
Michaela
schüttelte fast unbemerkt den Kopf.
„Als
ich dich sah, bei der Versammlung, habe ich mich total in dich verliebt. Mein
Herz schlug wie wild, als wir uns vor der Tür wieder trafen. Ich traute mich
fast nicht, dich anzusprechen, aber ich wusste, dass es die einzige Chance
war, um kurz mit dir zu reden“, sprach Sully.
Nun
öffnete Michaela die Augen.
„Mir
ging es genauso. Ich hatte weiche Knie und dachte ich falle gleich in
Ohnmacht. So ein Gefühl hatte ich noch nie, na gut, ich habe noch nie einen
Mann so nah an mich heran gelassen“, sagte sie nun und schaute schüchtern zu
Boden.
Sully
lächelte sie an. „Das ist doch nicht schlimm.“
Wieder
trafen sich ihre Lippen, doch diesmal waren die Küsse schon vertrauter.
„Lass
uns zurückgehen. Meine Mutter macht sich bestimmt schon wieder Sorgen.“
Sully
nickte und ging Hand in Hand mit ihr zu ihrem Elternhaus.
Als
sie davor standen, wollte sich Michaela gar nicht von ihm verabschieden, sie
wollte bei ihm sein, doch das ging nicht.
„Wir
sehen uns“, sagte Sully, gab ihr noch einen zärtlichen Kuss und schaute ihr
nach, als sie die Treppen hinauf stieg.
Sie
warf ihm noch eine Kusshand zu und ging rein.
Joseph
hatte schon auf Michaela gewartet und als er die Rose in ihrer Hand sah,
lächelte er ihr zu.
„Hast
du ihn gesehen?“
Michaela
nickte, kam zu ihrem Vater und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
Elisabeth
kam in die Halle.
„Was
ist denn mit Michaela los?“ fragte sie ihren Mann, als sie sie die Treppen
hoch tänzeln sah.
„Deine
Tochter ist verliebt“, antwortete er ihr und ging zurück in sein
Arbeitszimmer.
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4.
Kapitel
Wer
ist Sully?
Diese
Nacht schlief Michaela auf Wolke 7. Sie träumte von Sully und dem heutigen
Abend.
Nie
hätte sie gedacht, dass ihr ein Mann so schnell den Hof machen konnte, wie er.
Er
war anders, er war nicht so auf Geld aus, wie die Männer hier in Boston. Er
führte ein einfaches Leben und war auch nicht so anspruchsvoll. Er war einfach
nur….einfach nur Sully.
2
Tage vergingen und Michaelas Mutter, wollte endlich den Mann kennen lernen,
von dem ihre Tochter so schwärmte.
„Bring
ihn doch heute Abend mit zum Essen“, schlug Elisabeth vor. Michaela lächelte
sie an. „Ich kann ihn ja fragen, ob er gerne meine Familie kennen lernen
möchte“, lächelte Michaela.
„Ich
bitte drum, ich möchte schließlich den Mann kennen lernen, der meine Tochter
so fröhlich macht. Wer ist es? Ist es David?“
Michaela
verzog das Gesicht. „Nein, nicht David. Also Mutter.“
Elisabeth
schaute sie an und zog eine Augenbraue hoch. „Wer dann? Hat er Geld?“
„Mutter!
Geld ist nicht alles. Er hat ein großes Herz und das reicht für mich. Ich bin
nicht auf Geld aus.“
Michaela
stand auf und wollte in die Praxis.
„Frag
ihn einfach, es wäre nett, wenn wir ihn auch mal kennen lernen dürften.“
Michaela
nickte und verließ nun das Haus.
Als
sie ein paar Häuser weiter war, rief ihr jemand hinterher.
„Michaela?“
Sie
drehte sich um und erblickte Sully.
Sie
lächelte und lief ihm entgegen.
„Was
machst du denn hier?“ fragte sie und fiel ihm in die Arme.
Sie
küsste ihn und sah ihn dann an.
„Ich
wollte mich verabschieden.“
Michaelas
Fröhlichkeit, war mit einem Mal wie weggeblasen.
„Wieso
verabschieden?“ fragte sie dann, als Sully sie wieder auf den Boden abgestellt
hatte.
„Ich
muss zurück…zurück nach Hause“, sagte er und merkte nun, wie traurig sie wurde.
Er
nahm sie in die Arme und drückte sie fest an sich.
Michaela
konnte es gar nicht fassen, dass er schon wieder weg musste, die letzten Tage
waren so schön gewesen und nun?
Michaela
wurde unsicher. „Was ist mit mir? Was wird aus uns?“ fragte sie nun vorsichtig.
„Was
sollte mit uns sein? Ich werde so schnell es geht wieder kommen. Wir werden
uns Briefe schreiben. Michaela, es tut mir wirklich leid, aber es muss sein.
Ich habe meine Arbeit dort, ich will dich ja auch ungern hier zurück lassen,
aber bitte versteh mich doch.“
Die
junge Ärztin seufzte.
„Du
hast Recht. Du hast ein Leben in Colorado – Springs und ich habe es hier in
Boston. Solange wir uns wieder sehen, ist es in Ordnung, auch wenn ich dich
sehr vermissen werde.“
Eine
Träne bahnte sich den Weg von ihrem Auge, über ihre Wange und fiel schließlich
auf Sullys Hand.
„Bitte
weine jetzt nicht, sonst fällt es mir noch schwerer als es ohnehin schon hin.
Ich will dich nicht verlieren. Die letzten Tage waren die schönsten Tage in
meinem Leben.“
„Du
wirst mich nicht verlieren. Vielleicht kann ich auch mit meinem Vater reden
und er lässt mich nach Colorado – Springs fahren.“
„Das
ist viel zu weit für dich. Ich komme wieder her sobald ich kann, aber jetzt
muss ich auch los“, sagte Sully, küsste sie noch einmal sinnlich und ging los.
Michaela
drehte sich zu ihm um und schaute ihm nach.
„Ich
liebe dich“, rief sie dann.
Sully
drehte sich um und lächelte.
„Ich
dich auch!“
Als
sie Sully nicht mehr sah, drehte sie sich um und ging traurig zur Praxis.
Ihr
Vater saß schon am Schreibtisch und arbeitete an ein paar Krankenakten, als
Michaela die Praxis betrat.
„Da
bist du ja, habe schon auf dich gewartet, hat deine Mutter dir von heute
erzählt?“
Michaela
nickte.
„Und?
Was hältst du von der Idee?“ fragte Dr. Quinn.
„Er
ist nicht mehr da“, antwortete sie ihm und setzte sich an ihren Tisch.
„Wie
er ist nicht mehr da?“
„So
wie ich es eben gesagt habe, er ist zurück nach Colorado – Springs.“
Michaela
stütze ihre Hände auf den Tisch und musste mit ihren Tränen kämpfen.
Joseph
kam zu ihr.
„Das
tut mir leid mein Kind, komm zu mir“, sagte er und öffnete seine Arme für sie.
Michaela
nahm das Angebot an und fiel ihm weinend in die Arme.
„Ich
liebe ihn. Daddy, ich liebe ihn wirklich. Was ist, wenn er mich vergisst?“
Fürsorglich
strich er über ihren Kopf. „Er wird dich nicht vergessen.“
Michaela
wollte es gerne glauben, doch so gut kannte sie ihn ja auch wieder nicht.
Joseph
schickte seine Tochter nach Hause.
Michaela
ging auch den direkten Weg nach Hause, ohne noch einmal am Park vorbei zu
gehen.
Als
sie schließlich zu Hause war, lief sie sofort in ihr Zimmer, da sie ihrer
Mutter nicht begegnen wollte, doch Elisabeth bekam nun mal alles mit, also
auch das.
„Michaela?
Kind? Was ist passiert? Hat er dir wehgetan?“ fragte Elisabeth, als sie ihre
Tochter weinen hörte.
„Lass
mich bitte allein.“ Michaela schob ihre Mutter zur Tür raus.
„Rede
mit mir, was ist passiert? Kommt er heute Abend zum Essen?“
Michaela
schüttelte den Kopf. „Er ist abgereist und nun lass mich allein.“
Elisabeth
kam gegen Michaela nicht an und somit ging sie wieder runter und ließ Michaela
für sich.
Am
Abend kam Joseph nach Hause.
„War
sie schon mal wieder unten?“ fragte er seine Frau.
Die
schüttelte betrübt den Kopf.
„Gegessen
hat sie auch nichts. Ich mache mir wirklich Sorgen um sie.“
„Ich
werde mal zu ihr gehen und versuchen mit ihr zu sprechen.“
Joseph
ging die Treppenstufen hinauf zu Michaelas Zimmer.
Er
klopfte leicht an ihre Tür.
„Michaela?
Ich bin es, dein Vater, lass mich rein“
Michaela
öffnete die Tür und schaute durch die kleine Öffnung. Joseph sah, dass sie
geweint hatte.
„Lass
mich rein.“
Sie
öffnete die Tür ganz und ließ ihren Vater eintreten.
Er
sah das unberührte Mittagessen auf ihrem Tisch stehen.
„Michaela,
du musst was essen. Dir bringt es gar nicht, wenn du nichts zu dir nimmst.“
Joseph
hielt ihr den Teller hin, doch sie schüttelte mit dem Kopf.
„Ich
habe keinen Hunger“, sagte sie und legte sich wieder auf ihr Bett.
Der
ältere Mann setzte sich auf ihr Bett.
„Michaela,
du weißt so gut wie ich, dass es nicht gut ist, wenn du hungerst. Was soll er
denn denken, wenn er wieder kommt?“
„Wenn
er wieder kommt.“
Joseph
strich seiner Tochter über den Arm.
„Er
wird wieder kommen. Glaub mir. Er wird dich besuchen kommen, da bin ich mir
sicher.“
„Woher
weißt du das?“
Er
seufzte. „Weil ich zusammen gesehen habe. Er liebt dich Michaela.“
Michaela
riss ihre Augen auf.
„Wo
hast du uns gesehen?“
„Im
Park, gestern Abend. Ich war noch bei einer Besprechung und bin anschließend
am Park vorbei gegangen und da habe ich euch gesehen. Vertrau mir einfach, er
ist gut für dich.“
„Ob
es Mutter genauso sieht?“
„Michaela!
Es geht hier nicht um deine Mutter, es geht hier ganz allein um dich. Wenn du
glücklich bist, dann sind wir es auch.“
Michaela
nahm ihren Vater in den Arm.
„Ich
hoffe so sehr, dass ich ihn wieder sehe.“
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5.
Kapitel
Der
Brief
Nachdem
Sully gefahren war, war Michaela zwar sehr traurig darüber, aber sie hoffte
jeden Tag, dass er wieder kam.
Joseph
lenkte seine Tochter auch so gut es ging ab, damit sie nicht wieder in die
Traurigkeit fiel.
Als
sie am Abend nach Hause kam, war sie total erledigt und wollte eigentlich nur
noch in ihr Bett.
„Miss.
Quinn?“ fragte nun Martha das Hausmädchen und schaute sie an.
„Ja,
was ist Martha?“
„Der
Brief wurde heute für sie abgegeben“, sagte sie und hielt ihr einen Umschlag
hin.
„Ich
danke dir. Wenn Mutter fragt, wo ich bin, sag ihr, ich habe mich hingelegt.“
Michaela
raffte ihre Röcke und stieg in den ersten Stock.
Sie
ließ sich erschöpft auf ihr Bett fallen. Sie schloss die Augen und nun kam
ihre Traurigkeit erneut wieder hoch. Michaela begann an zu weinen.
Sie
ging zu ihrer Kommode, setzte sich davor und betrachtete sich im Spiegel.
Sie
zupfte wieder ihre Haarnadeln aus dem Haar, lockerte sie auf und zog sich um.
Michaela
hatte total den Brief vergessen. Es fiel ihr erst wieder ein, als sie in ihr
Bett gehen wollte.
Die
Handschrift kannte sie nicht, aber als sie den Stempel auf dem Umschlag sah,
machte ihr Herz Luftsprünge.
Sie
riss den Umschlag auf und hielt ihn an ihr Herz.
Dann
faltete sie denn Brief auf und las ihn:
Liebe
Michaela,
es
tut mir leid, dass ich so schnell abreisen musste. Die Zeit mit dir war
wunderschön und ich wünsche mir mehr Zeit mit dir. Leider habe ich im Moment
nicht die Möglichkeit zu dir zu kommen, aber sobald ich es kann, sitze ich
schon im Zug zu der Frau meines Herzens.
Bitte
vergiss mich nicht. Ich liebe dich über alles.
Dein
Sully
P.S.:
Tausend Küsse für dich!!!
Michaela
bekam Tränen der Freude in die Augen. Sie setzte sich an ihren Tisch und
beantwortete sofort den Brief, damit sie ihn morgen im Postamt abgeben konnte:
Lieber
Sully,
freut
mich sehr, dass du mir geschrieben hast. Ich fand die Zeit mit dir auch
wundervoll. Und wenn ich könnte, würde ich sofort zu dir kommen, aber im
Moment ist viel zu tun und ich kann Vater nicht alleine lassen.
Ich
werde dich nicht vergessen, dafür bist du mir einfach zu Wichtig. Ich liebe
dich auch.
Deine
Michaela
P.S.:
Tausend Küsse zurück!!
Sie
faltete den Brief zusammen und steckte ihn in einen Briefumschlag und klebte
ihn zu.
Dann
legte sie sich in ihr Bett und schlief.
Mitten
in der Nacht wurde sie wach, weil sie nichts gegessen hatte und Hunger
verspürte. Leise schlich sie sich auf den Flur und runter in die Küche. Martha
bewahrte immer das Essen vom Abend im Kühlschrank auf und da fand sie es auch.
Als
sie etwas gegessen hatte, legte sie sich wieder in ihr Bett und schlief weiter.
4
tage, nachdem sie den Brief an Sully abgeschickt hatte, bekam sie erneut eine
Antwort, aber diesmal ein Telegramm.
„Miss.
Quinn? Ein Telegramm für sie.“
Michaela
nahm es an und las es durch. Das was in dem Telegramm drin stand, erfreute sie
sehr, sodass sie sogar Martha freudig um den Hals fiel.
„Daddy!
Daddy!“ Michaela lief ins Arbeitszimmer ihres Vaters.
„Was
ist denn mein Kind?“ fragte er sie nun und sah das Lächeln in ihrem Gesicht.
„Lies
mal“, sagte sie und hielt ihm das Telegramm hin.
Joseph
nahm das Telegramm entgegen und las es durch.
Plötzlich
wurde er blass.
„Vater?
Was ist mit dir?“ fragte sie nach
Er
legte das Telegramm zur Seite und schaute sie an.
„Darüber
muss ich erst mit deiner Mutter sprechen.“
„Sie
soll was?“ fragte Elisabeth ihren Mann und war ganz außer sich.
„Du
hast richtig gehört.“
„Ich
will aber nicht, dass sie dorthin geht. Wer weiß, was da für Leute wohnen.
Nein Joseph, ich lass es nicht zu, dass sie nach Colorado – Springs zieht.“
Michaela
bekam das Gespräch mit und ging nun hin.
„Aber
Mutter, sie brauchen einen Arzt.“
„Michaela,
es gibt genug andere Ärzte, wieso musst ausgerechnet du in den Westen gehen?“
fragte nun Elisabeth und sah ihre Tochter fest an.
„Weil
ich Sully liebe und ich für ihn, bis ans Ende der Welt gehen würde“, sagte sie
nun.
„Sully?
Was ist das denn für ein Name? Das ist bestimmt auch einer von den Wilden
dort. Ich möchte nicht, dass du dort hin gehst. Keine weitere Diskussion.“
Michaela
war wütend. „Ich gehe, egal ob du es willst oder nicht“, sagte Michaela fest
und stapfte die Treppe hinauf in ihr Zimmer. Sie suchte all ihre Sachen
zusammen und packte ihre Koffer.
Sie
nahm das Bild, was immer auf ihrem Nachttisch stand und legte es ganz oben auf
die Sachen, in den Koffer.
Es
klopfte an ihre Tür.
„Ja?“
Die
Tür öffnete sich und ihr Vater kam in ihr Zimmer.
Er
sah die Koffer und schloss die Tür.
„Willst
du wirklich?“ fragte er nun sanft und schaute seine Tochter an.
Michaela
nickte.
„Ja
Vater, sie brauchen dringend einen Arzt und ich will…ich will bei Sully sein.
Verstehst du mich?“
„Wenn
du mir eins versprichst?“
„Ich
verspreche dir alles.“
„Du
musst mich besuchen, wenn du in Colorado – Springs bist. Und Sully musst du
auch mitbringen.“
Michaela
war so glücklich und fiel ihrem Dad erfreut um den Hals.
„Das
werde ich auf jeden Fall. Ich liebe dich“, sagte sie noch und wischte sich
dann ihre Tränen aus den Augen.
„Was
ist mit Mutter?“
„Sie
wird sich schon beruhigen. Ich will doch nur eins…dass du glücklich bist.“
„Das
will ich auch.“
Nun
begann für Michaela ein neues Leben, sie wagte den Schritt in den Westen, was
alles auf sie zukommt, werdet ihr noch alles erfahren.
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6.
Kapitel
Das
Wiedersehen
Michaela
verabschiedete sich von ihrer Mutter, die zwar immer noch nicht dafür war,
aber sie könnte Michaela ja auch nicht anketten.
Joseph
begleitete seine Tochter mit zum Bahnhof.
Als
sie beim Bahnhof angekommen waren, stieg Michaela aus der Kutsche.
„Lass
dich drücken“, sagte Joseph und nahm seine jüngste Tochter in den Arm. „Ich
werde dich vermissen.“
Michaela
versuchte ihre Tränen zu unterdrücken.
„Ich
werde dich auch vermissen. Ich werde Telegramme schicken.“
„Und
wenn du Heimweh hast, dann kannst du jederzeit wieder kommen.“
„Das
werde ich und das nächste Mal lernt ihr Sully auch kennen, dass verspreche ich
dir.“
Michaela
trat auf die erste Stufe, winkte noch und ging dann in ein Abteil.
Als
sie sich hingesetzt hatte, hatte sie ein komisches kribbeln im Bauch.
Sie
freute sich so auf Sully und auf das Unbekannte.
Da
die Zugfahrt ein 4 Tage dauerte, schloss sie ihre Augen und schlief ein.
Sie
genoss die Ruhe, die im Abteil herrschte und fühlte sich frei.
Sie
fühlte wie eine große Last von ihr fiel. Die Last, im Elternhaus eingesperrt
zu sein, die Last, nicht das tun zu dürfen, wozu sie Lust hat.
Sie
war so erleichtert darüber, dass sie diesen Schritt gewagt hat, dass sie
weinen musste.
Die
Tränen waren ihre Jahrelange Traurigkeit, ihre jahrelange Einsamkeit. Die
Tränen sollen zeigen, wie wohl sie sich fühlt.
Eine
ältere Dame, die gerade den Zug durchstreifte, sah Michaela wie sie weinte.
„Miss?
Alles in Ordnung mit ihnen?“ fragte sie und schaute Michaela betroffen an.
Michaela
öffnete die Augen und schaute in das Gesicht der älteren Dame.
Sie
wischte ihre Tränen aus den Augen und lächelte.
„Es
ist alles in Ordnung, ich bin nur so glücklich. Machen sie sich keine Sorgen
um mich, mir geht’s nur gut. Nur ich fahre dort hin, wo mein Herz im Moment
befindet“, erzählte sie freudestrahlend.
„Dann
ist ja alles in Ordnung. Schöne Fahrt wünsche ich ihnen, wo auch immer sie ihr
Herz hinführt“, sagte die ältere Dame lächelnd und ließ Michaela wieder
alleine.
Die
junge Ärztin schaute aus dem Fenster. Langsam kamen sie in eine Gegend wo
nichts war, außer Prärie. Michaela hatte schon Sorgen, dass sie wohlmöglich in
dem falschen Zug saß. Aber da ihr Vater sie in den richtigen gesetzt hatte,
musste sie richtig sein.
Nach
4 Tagen, ging es weiter mit der Postkutsche. Immer nervöser wurde Michaela. Je
näher Colorado – Springs kam, umso mehr freute sich ihr Herz.
Sie
legte ihre Hände auf ihren Brustkorb.
„Sully
ich komme. Ich bin schon ganz in deiner Nähe“, sprach sie und ein freudiges
Lächeln ging über ihre Lippen.
Die
Gegend war ganz anders als sie es aus Boston her kannte, langsam hatte sie
Zweifel, ob sie auch die richtigen Sachen mit hatte. Sie schaute an ihrem
Körper herab und sah ihr schönstes Kleid.
„Mhh,
ich glaube, dass ist hier total fehl am Platze“, seufzte sie.
Nach
noch einem weiteren Tag, kamen sie endlich in Colorado – Springs an.
Michaelas
Herz schlug wie wild und machte Luftsprünge.
Mit
zittrigen Knien und gemischten Gefühlen, stieg sie auf die erste Stufe. Sie
schaute sich um.
Nirgends
konnte sie Sully entdecken, nur lauter aufgeregte Leute, die sich freuten,
dass die Kutsche kam.
Michaela
nahm ihre Koffer und suchte sich erstmal einen freien Platz, wo sie wieder
atmen konnte.
„Guten
Tag Ma´m.“ Ein schlaksiger Mann hatte sie begrüßt und lief nun selbst zur
Postkutsche.
„Guten
Tag“, sagte sie noch, bevor er ganz weg war.
Da
stand sie nun und wuß0te nicht so Recht, wo sie eigentlich hin sollte, da sie
nicht wusste, ob ihr Vater das Telegramm auch wirklich abgeschickt hatte.
Eine
Frau im mittleren Alter kam zur Kutsche. „Horace? Hast du ein Telegramm für
mich?“ fragte sie und wartete auf eine Antwort.
Da
kam der schlaksige Mann auf sie zu. „Nein Charlotte, ich habe nur seit ein
paar Tagen ein Telegramm für Sully, aber ich kann ihn nirgends auftreiben,
aber es scheint wichtig zu sein“, sagte er und lief zum Telegrafenamt.
Charlotte
folgte ihm.
„Hier
ist es.“ Horace reichte ihr das Telegramm.
„Wissen
sie ungefähr, was drin steht?“ fragte Charlotte nach, weil sie sich selber
nicht traute es zu lesen.
„Es
kommt aus Boston von einem Joseph Quinn. Er hat Sully nur bestätigt, dass
seine Tochter kommt.“
Charlotte
hob die Augenbrauen an und überlegte kurz.
„Ach
bestimmt die neue Ärztin. Sully sagte so etwas, dass er in Boston eine Ärztin
kennen gelernt hat. Sie wird die neue Ärztin hier.“
Michaela
hatte das Geschehen von weitem mit angesehen, wusste aber nicht, über was sie
gesprochen hatten.
Sie
wollte gerade ihre Koffer nehmen, als Charlotten auf sie zuging.
„Tut
mir leid, wenn ich sie störe, ich wollte mal wissen, ob eine gewisse Dr.
Michaela Quinn mit ihm Zug war?“
Michaela
schaute sie an und lächelte.
„Ja,
ich bin Dr. Michaela Quinn.“
Charlotte
war das sichtlich peinlich, denn sie wurde etwas rot im Gesicht.
„Tut
mir leid, ich habe mit jemand anderen gerechnet, ich wusste ja nicht, dass
Sully so einen guten Geschmack hat“, lächelte sie.
„Wenn
ich mich vorstellen darf. Ich bin Charlotte Cooper, mir gehört die Pension
hier in der Stadt.“
Die
junge Frau lächelte sie an.
Charlotte
schaute zu den Koffern.
Da
kam plötzlich ein junger Mann.
„Matthew,
kannst du bitte die Koffer mitnehmen?“ fragte sie und deutete auf Michaelas
Koffer.
Matthew
nickte und trug sie rüber zur Pension.
„Kommen
sie mit, ich habe Sully versprochen, dass ich sie, wenn sie kommen sollten,
erstmal aufnehmen soll.“
„Wo
ist Sully?“ fragte Michaela schüchtern.
„Er
ist im Reservat und sollte eigentlich schon wieder hier sein.“
„Er
ist bei seiner Hütte, ich habe ihn vorhin dort gesehen“, mischte sich nun
Matthew mit ein.
„Er
ist bei seiner Hütte? Er sollte sich schämen, ich dachte er wartete schon
sehnsüchtig auf Miss Quinn.“
Matthew
zuckte nur mit den Schultern.
„Darf
ich zu ihm? Können sie mir sagen, wie ich zur Hütte kommen?“ fragte Michaela
und war nun total nervös.
Matthew
schaute Michaela von oben bis unten an.
„Mit
dem Kleid würde ich nicht dorthin gehen, haben sie noch etwas anders dabei?“
Michaela
schüttelte leicht mit dem Kopf.
„Das
ist zwar nicht so gut, aber wenn Sie möchten, kann ich Sie zur Hütte bringen,
ich wollte sowieso dort vorbei“, bot Matthew ihr an.
Michaelas
Augen strahlten.
„Das
wäre sehr nett.“
„Bring
Sie aber heile dorthin, ich möchte nicht, dass wir Ärger mit Sully bekommen“,
lächelte Charlotte Matthew zu.
Michaelas
Gesicht zeichnete nun entsetzen ab, da sie nicht wusste, was Charlotte damit
nun meinte und sie bangte mit ihrem Leben. Trotzdem folgte sie dem jungen Mann
nach draußen.
„Steigen
sie auf“, sagte Matthew und schob Michaela rauf auf den Kutschbock.
Er
selbst nahm neben ihr Platz.
„Matthew?
Wo willst du denn hin? Wer ist das?“ fragte nun ein junges Mädchen und
musterte Michaela von oben bis unten.
„Ich
will zu Witwe Lewis und ich bringe Sullys Schnitte kurz bei ihm vorbei“,
antwortete Matthew und trieb das Pferd an.
Michaela
schaute verwundert zu Matthew. Wie hatte er sie gerade genannt, Schnitte? Mit
der Umgangssprache hier im Westen, muss sie sich wohl erst noch anfreunden.
„Und
sie sind Ärztin?“ fragte Matthew sie nach einer Weile.
Michaela
nickte.
„Aus
Boston?“
Sie
nickte erneut.
Nun
schaute der junge Mann sie an.
„Können
sie auch sprechen?“
Michaela
schaute irritiert auf ihre Hände.
„Ja,
ich kann auch sprechen“, sagte sie nun.
Matthew
war sichtlich überrascht und grinste.
„Aber
eins muss ich Sully lassen. Einen guten Geschmack hat er wirklich.“
Kurze
Zeit später hielt Matthew den Wagen an, sprang runter und half Michaela vom
Kutschbock.
„Sie
müssen nur einmal den Weg lang gehen und schon sind sie bei der Hütte. Sully
müsste dort sein.“
Matthew
stieg wieder auf.
„Danke
sehr.“
„Nichts
zu danken.“
Und
schon fuhr er weiter.
Langsam
ging Michaela den Weg entlang, ihr Herz klopfte immer wilder, denn sie spürte,
dass Sully in der Nähe war.
Sie
kam auf eine Hütte zu. Sie sah wunderschön aus, wie neu restauriert. Einen
Augenblick blieb sie stehen und schaute sich um.
Dann
hörte sie ein Poltern in der Scheune.
Vorsichtig
und etwas ängstlich ging sie auf die Scheune zu. Die Tür stand offen und somit
schaute sie rein.
Dort
war er, der Mann ihrer Träume. Er war gerade dabei, den Stall auszumisten und
er war von oben bis unten mit Heu.
„Sully?“
Der
muskulöse Mann blieb wie erstarrt stehen. Hatte er richtig gehört?
Nun
drehte er sich um und sah Michaela in einem weißen Kleid vor ihm Stehen.
„Michaela“,
sagte er, kam auf sie zu, nahm ihren Kopf zwischen seine Hände, die er vorher
an seiner Hose abgeputzt hatte und küsste sie innig. Dann nahm er sie in seine
Arme, hob sie etwas hoch und drehte sie im Kreis.
„Ich
habe dich so vermisst. Bist du zu Besuch hier?“ fragte er nun und ließ sie
wieder auf den Boden sinken.
Sie
lächelte ihm zu und schüttelte den Kopf.
„Ich
bleibe hier…für immer. Mein Vater hat mir erlaubt, die Stelle der neuen Ärztin
anzunehmen“, antwortete sie und konnte sich die Tränen nicht mehr verkneifen.
„Du
bleibst wirklich hier? Michaela, du machst mich so glücklich. Ich liebe dich.“
Sully
küsste ihr Gesicht und war überglücklich, dass sie endlich bei ihm war.
Die
2 Monate ohne sie, waren die reinste Qual für ihn. Jeden Abend saß er unter
dem Himmelszelt und hatte die Sterne angeschaut und gehofft, dass sie im
selben Moment rausschaute, damit sie sich wenigstens so nahe waren.
„Ich
habe dich auch vermisst.“
„Willst
du dich ein wenig ausruhen? Ich habe extra die Hütte in Ordnung gebracht, komm
mit rein.“
Sully
nahm Michaela an die Hand und zog sie mit in die Hütte.
Kaum
waren sie in der Hütte, lehnte Sully sie an die Tür und küsste sie erneut
leidenschaftlich und voller Sehnsucht.
Michaelas
Herz machte Luftsprünge.
„Ich
bin so glücklich hier zu sein“, sprach sie leise und küsste ihn erneut.
Sully
nahm sie auf seine starken Arme und brachte sie rüber zum Bett.
„Du
sollst dich ein wenig ausruhen. Ich mache in der Zeit das Essen“, sagte Sully
sanft.
Michaela
nickte, legte sich zurück in die Kissen und schloss die Augen.
Sully
beobachtete sie und er lächelte.
Er
musste sich erstmal waschen und sich etwas anderes anziehen, da er aber keine
Sachen hier hatte, zog er sein Hemd aus, wusch es und hing es zum Trocknen auf.
Nun
saß er mit freiem Oberkörper am Tisch und schnippelte etwas zum Abendessen.
Zwischendurch
wurde Michaela wach und zog sich rasch ihr Kleid aus, weil ihr warm geworden
war.
Dann
legte sie sich wieder ins Bett und schlief weiter.
Als
es langsam dunkel wurde, wurde Michaela wach.
Sie
öffnete die Augen und roch das leckere Essen. Dann schaute sie an sich herab
und sah, dass sie nur noch ihre Unterwäsche anhatte. Sie zog die Decke weiter
höher und lächelte zu Sully, der sich gerade zu ihr umgedreht hatte.
„Willst
du mal probieren?“ fragte er und hielt ihr einen Kochlöffel hin.
Sie
nickte und Sully hielt ihr den Kochlöffel hin. „Mhh, schmeckt gut“, sagte sie
lächelnd.
„Ist
sofort fertig“, sagte er.
Er
setzte sich zu ihr aufs Bett und nahm ihre Hand.
„Hast
du gut geschlafen?“
Seine
Augen fixierten ihre.
Sie
nickte leicht und schon hatte Sully wieder seine Lippen auf ihre Gedrückt.
Seine linke Hand fuhr durch ihr Haar und ihre rechte Hand strich sanft über
ihren Rücken.
Sie
bekam wieder Schmetterlinge im Bauch, wie beim ersten Kuss am Meer.
Die
Küsse strahlten soviel Sehnsucht und Liebe aus.
Michaela
legte sich wieder zurück in die Kissen und genoss die Zärtlichkeiten.
„Ich
liebe dich“, sagte sie und vergrub ihre Hand in Sullys Haar.
Sullys
Mund ging auf Wanderschaft. Er küsste erst ihren Mund, dann ging er ihren Hals
abwärts und küsste sanft ihr Dekolltee.
Aus
Michaelas Mund ertönte ein leises Stöhnen, was sie selber schreckte, weil sie
so etwas noch nie zuvor gehört hatte.
Bevor
Sully weiter darauf einging, nahm er das Essen von der Kochstelle und kam
wieder zu ihr.
Liebevoll
strich Sully über ihre Brust und massierte sie sanft.
Noch
nie war ihr ein Mann so nah gewesen.
Doch
seit sie vor 2 Monaten Sully kennen- und lieben gelernt hatte, fühlte sie sich
bereit. Bereit für ein neues Leben und bereit für die Liebe.
Sully
war so fürsorglich, so liebevoll und zärtlich.
Jede
einzelne Berührung löste in Michaela Glückshormone aus.
Ihre
Hände berührten sanft Sullys Brust und dann seinen gesamten Oberkörper.
„Du
glaubst gar nicht, wie glücklich du mich machst.“
Sully
schaute ihr tief in die Augen, seine Hände vergruben sich in ihr Haar und
spielten mit einzelnen Strähnen, während Sully sie liebkoste und zeigte, wie
sehr er sie vermisst hatte.
„Wenn
du was nicht willst, dann musst du es mir sagen“, sagte er sanft.
Michaela
nickte, doch sie wollte ihn. Sie wollte ihn
spüren
und ihm ganz nah sein.
Als
Sully ihr Hemdchen ausgezogen hatte, saß sie nun mit nacktem Oberkörper vor
ihm. Michaela war es überhaupt nicht unangenehm, dass Sully sie nun so sah.
Sie kuschelte sich an ihn heran, legte ihren Kopf auf seinen Brustkorb und
streichelte liebevoll über seinen Oberkörper.
Als
sie merkte, dass es ihm gefiel, fing sie an, viele kleine Schmetterlingsküsse,
auf seinem Oberkörper zu verteilen. Sully genoss die sanften und vorsichtigen
Berührungen von Michaela sehr.
Sie
hatte zwar keinerlei Erfahrungen, aber davon merkte Sully überhaupt nichts.
Sie ließ ihre ganze Sehnsucht, ihre ganze Liebe, die in ihr steckte raus und
zeigte somit, für was sie alles bereit war.
Michaela
dachte nicht, an die harten Worte ihrer Mutter, dass sie erst heiraten und
dann Sex haben sollte. Sie dachte nicht an das empörte Gesicht ihrer Mutter,
wenn sie wüsste, was Michaela hier gerade tat.
Nein,
sie dachte ganz allein an Sully, an Sully und an die Macht der Liebe.
Als
wenn Michaela es ein paar Mal gemacht hatte, fuhr sie mit ihrer Zunge über
seinen Oberkörper und blieb an seinen Brustwarzen hängen. Sanft umkreiste sie
sie und saugte ein wenig dran.
Aus
Sullys Mund ertönte ein Stöhnen und zeigte ihr somit, dass es ihm sehr gefiel.
Sie
blickte auf und sah, dass er es sehr genoss, da er seine Augen geschlossen
hatte.
Ihre
Hand glitt an seinem muskulösen Oberkörper hinab und mit ihrem Finger
umkreiste sie zärtlich seinen Bauchnabel.
Es
war ihr nichts mehr neu, nichts mehr so fremd. Es war ihr alles sehr vertraut
und somit gab sie sich ihm hin und ging auf, in der Liebe, dem Glück und dem
Leben, was die beiden nun zusammen verbringen wollten.
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7.
Kapitel
Hoher
Besuch
Michaela
und Sully verbrachten sehr viel Zeit zusammen, sodass man von der neuen Ärztin
in der Stadt nicht viel zu sehen bekam. Wenn jemand was hatte, suchten sie
eher Michaela auf.
Durch
die Arbeit, die Sully und Michaela noch an der Hütte hatten, merkten sie
nicht, wie schnell die Zeit vergangen war.
2
Monate war sie schon in Colorado – Springs und hatte noch kein Heimweh nach
Boston oder ihrem Vater.
Erst
als ein Telegramm ankam, wurde ihr erst bewusst, dass sie Meilen von ihrem
Vater getrennt war.
Als
Horace ihr das Telegramm vorbei gebracht hatte, weil er sowieso zu ihr wollte,
war ihre Fröhlichkeit auf einmal verschwunden.
Nachdem
der schlaksige Mann die Hütte verlassen hatte, setzte sie sich an den Tisch,
stützte ihren Kopf auf ihre Hände und kam nun erstmal richtig zum Nachdenken.
Sie konnte gar nicht glauben, wie schnell die Zeit vergangen war.
Sie
hatte ihrem Vater noch nicht einmal ein Telegramm geschickt, als sie
angekommen war und nun, nun war er, der den ersten Schritt machte.
Nur
das was in dem Telegramm stand, tat Michaela in Seele weh.
Liebe
Michaela,
ich
wollte nur mal wissen, wie es dir in Colorado – Springs ergeht.
Du
hast dich leider bis jetzt nicht bei uns gemeldet, also gehe ich davon aus,
dass es dir gut geht.
Ich
hoffe wir sehen dich bald mal wieder, denn ich vermisse meine Partnerin sehr,
auch Mutter macht sich große Gedanken um dich.
Melde
dich doch, so schnell es geht.
In
Liebe Dein Vater
Aus
Michaelas Augen traten Tränen, weil sie nun merkte, wie sehr sie doch ihren
Vater vermisste. Bei ihrer Ankunft, hier in Colorado – Springs hatte sie durch
die Aufregung ihre Familie total hinter sich gelassen und nun holten sie die
Vergangenheit wieder ein.
Durch
ihre Traurigkeit, merkte sie nicht einmal, dass Sully in die Hütte kam.
„Michaela?
Was ist mit dir? Wieso weinst du?“ fragte er besorgt, legte seine Hände um
ihre Schultern und gab ihr einen Kuss in den Nacken.
Ohne
ein Wort zu sagen, schob sie das Telegramm zu ihm herüber und nun wusste er,
wieso seine Liebste so traurig war.
„Du
vermisst deinen Vater sehr, stimmts?“
Michaela
nickte nur.
„Willst
du ihn nicht besuchen fahren?“ fragte er nun.
Michaela
schaute auf.
„Ich
habe nicht das Geld dafür, um nach Boston zu fahren“, antwortete die junge
Ärztin und seufzte.
Sully
setzte sich nun neben sie, nahm ihre Hände in Seine und schaute sie an.
„Ich
gebe dir das Geld dafür. Ich will nicht, dass du traurig bist und wenn du
wieder fröhlich bist, wenn du deinen Vater gesehen hast, dann bin ich auch
wieder glücklich. Ich mag nicht, wenn du traurig bist.“
Er
wischte mit seiner Hand ihre Tränen weg und lächelte sie an.
Nun
zwang Michaela sich auch zu einem Lächeln.
„Aber…wir
haben doch so wenig Geld. Wir müssen sparen für das neue Haus. Ich bin doch
glücklich. Du brauchst dir um mich keine Sorgen machen, wenn du bei mir bist,
dann reicht mir das vollkommen.“
Sie
kam Sully näher und gab ihm einen Kuss.
Plötzlich
klopfte es wie wild an die Tür.
Michaela
fuhr erschrocken herum und öffnete sie.
Robert
E., der Schmied stand vor der Tür und war total aus der Puste.
„Dr.
Quinn, sie müssen sofort mitkommen.“
„Was
ist denn los?“ fragte sie und war völlig außer sich.
„Jake,
er hat….er hat sich geschnitten und blutet so stark, dass ich ihn nicht mit
hier her bringen konnte.“
Michaela
schnappte sich ihre Tasche und lief mit Robert E. raus zu seinem Wagen.
Sully
half ihr auf den Kutschbock, gab ihr noch einen Kuss und Robert E. jagte davon.
In
der Stadt angekommen, sprang Michaela vom Kutschbock und lief zu Jake Slicker,
der in seinem Laden saß und stark blutete.
Michaela
stürzte zu ihm und verarztete ihn.
„Danke
Dr. Quinn“, sagte der Barbier und lächelte sie an.
„Nennen
sie mich Dr. Mike.“ Sie lächelte ihn freundlich an.
Nachdem
sie ihn verarztet hatte, verließ sie den Laden.
Charlotte
kam zu ihr und begrüßte sie freundlich.
„Hallo
Dr. Mike.“
„Hallo
Charlotte, wie geht es ihnen?“ begrüßte Michaela die Witwe.
„Sie
kommen auch gar nicht so oft in die Stadt. Ist es draußen in der Hütte netter
als hier?“ Grinsend schaute sie Michaela an.
Michaela
bekam eine leichte Röte.
„Nein,
aber wir haben soviel in der Hütte zu tun, da komme ich gar nicht dazu hier
raus zu kommen.“
Das
Gespräch wurde durch ein lautes Pferdegetrappel unterbrochen und die beiden
Frauen schauten in die Richtung, woher das Getrappel kam.
Wenige
Augenblicke später, kam die Postkutsche und hielt beim Telegrafenamt.
„Oh
die Postkutsche, ich hoffe da sind meine bestellten Medikamente dabei.“
Michaela lief ebenfalls, wie all die Anderen aus der Stadt.
„Michaela.“
Die
junge Ärztin drehte sich um und sah Sully.
„Was
machst du hier?“ fragte sie. „Wolltest du nicht in der Hütte weiter arbeiten?“
„Doch,
nur ich wollte dich abholen. Ich wusste, dass die Postkutsche kommt und ich
wollte dir mit den Paketen helfen.“
Michaela
lächelte ihn an und strich ihm liebevoll über den Arm, als er neben ihr stand.
Die
Pakete wurden verteilt und es waren tatsächlich welche für Michaela dabei.
Als
sie ihre ganzen Pakete beisammen hatte, ging sie etwas zur Seite, weil die
Anderen drängelten und schupsten.
„Ich
helfe dir“, sagte Sully und nahm die Pakete.
Sie
wollten gerade losgehen.
„Michaela?“
rief nun jemand.
Michaela
drehte sich erneut zur Postkutsche um und schon schoßen ihr Tränen in die
Augen.
„Vater!“
rief die und lief auf ihn zu.
Joseph
stieg freudig aus der Kutsche aus und nahm seine jüngste Tochter in den Arm.
Sully
beobachtete alles aus sicherer Entfernung und musste lächeln.
„Und
wieso weinst du jetzt?“ fragte Joseph sie.
„Weil
ich so glücklich bin, dass du hier bist.“ Michaela drückte ihren Vater wieder
einmal fest an sich und atmete seinen Duft ein, den sie solange nicht gerochen
hatte.
Nun
war Michaela glücklich. Ihr Vater und Sully waren bei ihr und das war der
größte Wunsch, den sie gehabt hatte.
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8.
Kapitel
Wie
die Natur es wollte
Michaela
genoss die Gegenwart von ihrem Vater sehr. Sie verstand sich mit ihrem Vater
immer noch gut und auch Sully fand Joseph äußerst nett.
Nur
leider konnte Joseph nicht so lange bleiben, da er nur auf Durchreise war.
Am
Morgen seiner Abreise…
Michaela
kam nur schwer aus ihrem Bett, sie war müde und wollte eigentlich noch
schlafen.
„Liebling?
Aufstehen, wir müssen nachher deinen Vater zur Postkutsche bringen“, sagte
Sully liebevoll und gab Michaela einen Kuss auf die Wange.
„Ich
bin so müde“, gähnte sie und zog sich die Decke über ihren Kopf.
Sully
ging wieder hinter den Vorhang und setzte sich zu Joseph an den Tisch. „Was
ist mit ihr?“ fragte Joseph nach und schaute Sully fragend an.
„Sie
ist müde.“
Joseph
stand auf und ging zu seiner Tochter und setzte sich zu ihr ans Bett.
„Was
ist denn los mit dir mein Kind? Muss ich mir Sorgen machen?“ fragte er sie und
zog die Decke runter.
Michaela
schüttelte den Kopf.
„Nein
Vater, ich bin nur müde, sonst ist alles in bester Ordnung.“
Sie
wollte nun aufstehen, doch sie sank wieder sanft in ihre Kissen zurück.
„Ui,
das war glaube ich zu schnell“, sagte sie zu sich selbst und hielt sích die
Stirn.
„Schwindelig?“
Michaela
nickte.
„Ich
sollte dich mal untersuchen, vielleicht bekommst du eine Grippe.“
Joseph
wollte gerade seine Tasche holen, doch Michaela hielt ihn auf.
„Mach
dir keine Sorgen um mich, mir geht es gut, lass uns lieber frühstücken.“
Nur
widerwillig ließ Joseph sie aufstehen, aber weil Michaela einen Dickkopf
hatte, kam er nicht dagegen an.
Er
ließ Michaela sich anziehen und half Sully den Tisch zu decken.
Als
Michaela nun auch am Tisch saß, begannen sie zu frühstücken, doch die junge
Ärztin hatte nicht wirklich Hunger.
Joseph
sah, dass Michaela eigentlich nur Löcher in den Tisch starrte und das Essen
nicht anrührte.
Er
schaute zu Sully, der sich ebenfalls schon Sorgen um Michaela machte, denn so
kannte er sie überhaupt nicht. Normalerweise war sie diejenige, die mit guter
Laune und Freude den neuen Tag begann, doch heute saß sie auf ihrem Stuhl und
sah aus wie ein Häufchen Elend.
„Michaela,
du musst was essen. Du ist so blass, ich mache mir langsam Sorgen um dich, du
hast gestern Abend schon kaum was gegessen“, sagte Sully nun und sah sie
besorgt an.
„Ich
habe aber keinen Hunger. Ich bin müde, versteht das denn keiner?“ Michaela
stand auf, öffnete die Tür und verließ die Hütte.
Sie
lief in die Scheune und weinte. Warum sie weinte, wusste sie selber nicht, nur
es waren ihr einfach zu viele Fragen auf einmal.
Sully
kannte Michaela so überhaupt nicht. Hat sie ein Geheimnis vor ihm? Wieso ist
sie nur so müde? Verlässt sie nachts vielleicht die Hütte und trifft sich mit
jemand Anderen?
Sully
schaute zu Joseph, der ebenfalls mit ihrem Verhalten nichts anfangen konnte.
Michaela
hatte sich an den Stall von Flash gelehnt. Sie verstand einfach nicht, wieso
keiner akzeptieren konnte, dass sie sehr müde war und keinen Hunger hatte.
„Michaela?“
Sully war ihr nun in die Scheune gefolgt.
Die
zierliche Ärztin drehte sich um und blickte Sully an.
„Was
ist nur los mit dir?“
Michaela
wollte ihm gerade antworten, als sie zusammen brach und zu Boden stürzte.
Sully
hob sie auf und brachte sie zurück in die Hütte.
„Dr.
Quinn, sie müssen ihre Tochter untersuchen. Sie ist zusammen gebrochen.“
Sully
legte Michaela in ihr Bett und Joseph holte sofort seine Arzttasche.
„Warten
sie bitte draußen“, wandte er sich nun an Sully. Er nickte nur und verließ die
Hütte.
Da
Sully so unruhig war, hackte er Holz um sich abzulenken.
„Was
ist nur los mit ihr? Sie wirkte blass und erschöpft. Habe ich ihr zuviel
zugemutet, hält sie den das Leben hier im Westen nicht durch?“
dachte Sully und tausend Vorwürfe schwirrten durch seinen Kopf.
Joseph
untersuchte währenddessen seine Tochter.
Nun
hielt er ihr ein Riechfläschchen unter die Nase und Michaela kam zu sich.
Sie
schlug die Augen auf.
„Vater?
Was ist passiert?“ fragte sie nun irritiert.
„Du
bist zusammen gebrochen. Ich glaube du musst mir mal einiges erklären“, begann
Joseph und blickte Michaela etwas ernster an.
„Was
meinst du?“ fragte Michaela nun nach und setzte sich auf.
Sully
hasste diese Warterei. Er lief nervös den Hof auf und ab und hoffte jede
Sekunde, dass Joseph raus kam und ihm sagte, was los sei.
Doch
er kam nicht. Gerade als Sully die Veranda betreten hatte, öffnete sich die
Tür.
„Was
ist mit ihr? Ist alles in Ordnung? Ist sie schwer krank?“ fragte Sully nun
nervös.
Joseph
blickte ihn nur an, ach was, er musterte ihn regelrecht.
„Sagen
sie mir? Was ist mit ihr? Können sie ihr helfen?“
„Ihr
geht es gut. Aber könnten sie mich vorher in die Stadt bringen? Michaela
schläft jetzt.“
Verwundert
schaute ihn Sully an. Wieso sagte er ihm nicht, was mit ihr los ist? Aber er
holte die Kutsche und fuhr mit Joseph in die Stadt.
„Ich
möchte sie um eins bitte“, begann Joseph.
„Was
denn?“ fragte Sully aufgeregt.
„Bitte
sorgen sie gut für meine Tochter. Sie ist meine Jüngste und ich möchte nicht,
dass ihr irgendetwas zu stößt.“
„Ich
werde auf sie achten. Ich liebe ihre Tochter, nie könnte ich zulassen, dass
ihr was zustößt“, antwortete Sully rasch.
„Das
ist schön zu hören, aber nun muss ich wirklich los. Ich hoffe wir sehen uns
bald wieder.“ Somit verabschiedete sich Joseph von Sully und ging zur
Postkutsche, die schon wartete.
Da
Sully es nicht länger aushielt, fuhr er wieder zurück zu Michaela.
Sie
schlief wirklich, also musste er warten.
Sully
hatte gerade das gehackte Holz herein getragen, als Michaela erwacht war.
„Sully?“
fragte sie nun erschöpft.
Sofort
stürzte er zu ihr hin, nahm ihre Hand und gab ihr einen Kuss darauf.
„Was
ist mit dir los mein Schatz? Bist du schwer krank?“
Michaela
setzte sich auf und lächelte. Sie nahm ihre linke Hand und streichelte sanft
seine Wange.
Sully
konnte ihr Lächeln nicht deuten und wurde nervös.
„Rede
mit mir? Was hast du für eine Krankheit?“
„Es
ist keine Krankheit“, antwortete sie ruhig.
„Wie
du hast keine Krankheit?“ Nun war Sully völlig irritiert.
„So
wie ich es dir gesagt habe.“
„Was
ist dann los mit dir?“
„Ich…Wir
bekommen ein Baby“, sagte sie dann und gab ihm vor Freude einen Kuss.
Sully
bekam Tränen in den Augen.
„Wir
bekommen ein Baby?“ fragte er noch einmal nach.
Michaela
nickte.
Sully
überkam ein Glücksgefühl und küsste Michaela zärtlich und innig.
Nun
waren sie glücklicher als je zuvor. In Michaelas Bauch wuchs ein neues Leben
heran. Ein neues Leben, das durch Liebe entstand und durch Liebe wachsen wird.
FF Ende
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