
Was wäre wenn Hadley nicht so früh
gestorben wäre?
Nachdem Steven in Boston eine so gute
Vorstellung gebracht hatte, ging er zurück zu Hadley ins Krankenhaus.
Sie lag im Bett und schlief, als Steven rein kam.
Hadley war blass und sah kränklich aus.
Steven setzte sich neben ihr ans Bett und wachte
über sie.
Eine Schwester kam ins Zimmer.
"Wollen sie was essen?" fragte sie Steven, der
nicht aufschaute und mit dem Kopf schüttelte.
Er hatte nur Augen für Hadley, die so
gebrechlich aussah.
Mitten in der Nacht wurde Steven wach, weil er
eine weiche Hand verspürte.
"Steven?" Hadleys zarte Stimme war zu hören.
Er öffnete die Augen und sah, dass sie wach war.
"Hallo mein Liebling. Wie geht es dir?" fragte
Steven und beugte sich über sie.
"Ich fühle mich schwach", sagte sie mit belegter
Stimme.
Sie hatte Augenringe und war total blass im
Gesicht.
„Möchtest du was zu trinken haben?“ fragte er
rasch.
Sie nickte leicht mit dem Kopf.
Steven holte ihr ein Glas Wasser, half ihr beim
Aufsetzen und reichte es ihr.
„Ich sehe schrecklich aus“, sagte Hadley leise.
„Nein, du siehst wundervoll aus.“ Steven
streichelte sanft ihre Wange.
„Du brauchst mich nicht anlügen, ich weiß wie
ich aussehe.“ Hadley ließ sich wieder sanft zurück in die Kissen fallen.
„Du hast wundervoll gespielt“, sagte sie dann
einer kurzen Zeit.
„Ich habe nur für dich gespielt.“ Er drückte ihr
einen Kuss auf die Stirn.
Hadley schlief bald darauf wieder ein und auch
Steven schloss wieder seine Augen.
Die Tage vergingen und Hadleys Zustand wurde
nicht besser.
Steven wurde fast wahnsinnig, weil er nicht mit
ansehen konnte, wie schlecht Hadley von Tag zu Tag aussah.
Da fiel ihm wieder die Oper ein, die Hadley
komponieren sollte.
Er fuhr zu ihrem Ex – Mann, der ihre ganzen
Sachen, aus dem Haus geholt hatte. Er sprach mit ihm kurz, was er wollte und
er willigte ein.
Steven fuhr zum Haus, wo John das eine Klavier
noch stehen gelassen hatte und nun vollendete Steven Hadleys Werk. Er fuhr
jeden Tag zu Hadley ins Krankenhaus und danach wieder zum Haus.
Er wollte Hadley überraschen, auch wenn es das
letzte ist, was Hadley zu hören bekommt.
Der junge Mann kniete sich richtig in die
Komposition rein, denn er wollte, dass es richtig gut wird.
Als er fertig war, spielte er es noch einmal
durch und schickte die Komposition ab.
„Hallo mein Schatz, ich bin wieder da und habe
dir Blumen mitgebracht“, sagte Steven und zeigte Hadley ein paar Rosen.
Sie lächelte gequält und nun merkte Steven erst,
wie schlecht sie aussah. Ihre Ränder unter den Augen waren noch größer als
sonst und sie wirkte immer blasser und schwächer.
Steven legte sich zu Hadley ins Bett, um sie zu
spüren und berühren.
Hadley schmiegte sich an Steven, da er ihr Wärme
gibt, die sie brauchte.
„Du bist so dünn geworden“, fiel Steven auf, als
er über ihren Bauch fuhr.
„Ich kann ja auch kaum noch was in mir
behalten“, antwortete sie ruhig.
„Schlaf ein wenig, ich bin bei dir und wenn du
wieder wach wirst, bin ich immer noch hier.“ Er strich ihr über ihr Haar.
Hadley schloss die Augen und schlief ein.
2 Tage später ging es Hadley ausnahmsweise
wieder richtig gut. Die Medikamente scheinen angeschlagen zu sein.
Als Steven an diesem Tag zu ihr ins Krankenhaus
kam, saß sie fröhlich in ihrem Bett, hatte eine Tasse Tee in der Hand und las
die Zeitung.
„Hadley?“ Steven war verwundert über Hadleys
fröhliche Art.
„Hallo mein Liebling, komm her zu mir und setz
dich. Möchtest du ne Tasse Tee?“ Hadley hielt ihm die Teekanne entgegen und
lächelte.
„Nein danke, aber schön, dass es dir besser
geht.“
„Mir geht es hervorragend. Schau dir mal den
Artikel an.“ Die Pianistin hielt ihm die Zeitung entgegen und er schaute auf
den Artikel.
„Das hat aber lange gedauert, bis das in der
Zeitung steht“, sagte Steven und legte den Artikel zur Seite.
„Ich bin so stolz auf dich.“ Sie nahm ihm in die
Arme und küsste ihn.
Steven nahm die Küsse auf.
„Oh Hadley, ich habe dich so vermisst“, hauchte
er ihr ins Ohr.
Sie wurden aber von einer Schwester gestört.
„Mrs. Norman? Sie müssen ihren Tabletten
nehmen“, sagte die Schwester und reichte Hadley 3 Tabletten.
„Und schön schlucken, nicht wieder
wegschmeißen“, ermahnte die Schwester sie.
Hadley schüttelte den Kopf.
„Du hast was?“ fragte nun Steven entsetzt.
„Mrs. Norman hatte die letzten Tabletten in den
Mülleimer geworfen, dass habe ich erst gesehen, als es schon zu spät war.“
Hadley verdrehte die Augen und schluckte nun die
dämlichen Tabletten.
„Mach deinen Mund auf.“ Steven schaute sie ernst
an.
Hadley öffnete ihren Mund.
„Zunge hoch.“
Hadley machte ihre Zunge hoch.
Als Steven keine Tabletten mehr sah, nickte er
zufrieden zur Schwester, die nun wieder das Zimmer verließ.
„Hadley, du musst deine Tabletten immer
regelmäßig nehmen.“
„Was bringt es denn noch? Der Krebs ist zu weit
fortgeschritten. Steven, ich werde sterben, da helfen die Tabletten überhaupt
nichts.“
Steven schossen Tränen in die Augen.
„Sag nicht so was Hadley, du wirst wieder
gesund, da bin ich mir sicher.“
„Steven, es tut mir wirklich leid, aber mach dir
nicht all zu viele Hoffnungen. Krebs ist unheilbar und ich habe schon zuviel
Krebs in mir.“
Sie streichelte sanft seinen Arm.
„Ich will dir deinen tiefsten Wunsch erfüllen,
sag mir, was du möchtest und ich mache es für dich.“
Hadley überlegte.
„Das was ich mir wünsche, dass kannst du mir
nicht erfüllen“, sagte sie und schaute auf ihre Decke.
„Was ist es Hadley.“
„Ich möchte meine komponierte Oper spielen
sehen“, antwortete sie dann, „aber da ich sie nicht fertig bringen konnte,
wird daraus nichts.“
„Sag nicht so was, hier schau mal.“ Steven holte
einen Umschlag hervor und reichte ihn ihr.
„Was ist das?“ fragte sie und blickte ihn
fragend an.
„Öffne ihn, dann wirst du es sehen.“
Hadley öffnete mit zittrigen Händen den Umschlag
und faltete den Brief auf.
Sie las ihn durch und bekam Tränen in den Augen.
„Du hast für mich die Komposition beendet?“
Steven nickte. „Ja und ich habe sie in deinem
Namen abgeschickt. Hadley, du kannst die Oper spielen sehen. Du sollst
hinkommen und ich werde dich begleiten.“
Hadley wischte sich die Tränen aus den Augen und
fiel Steven um den Hals.
„Du bist der Beste“, sagte sie und küsste ihn
zärtlich.
„Das habe ich alles nur für dich getan Hadley.
Ich werde alles für dich tun.“
Das war das schönste Geschenk was Steven Hadley
machen konnte. Sie freute sich schon auf den Tag, wo sie zur Oper fahren. Die
Schwester hatte auch eingewilligt, dass sie mit Steven hinfahren durfte, wenn
er aufpasst, dass sie auch ihre Tabletten nimmt.
2 Tage waren es noch, bis zur Reise und Hadley
war total aufgeregt, wie ein Teenager.
„Ich freu mich so“, sagte sie zu Steven und
lächelte ihn an.
Es hätte ein wundervoller Tag werden können,
wenn Hadleys Gesundheit ihr nicht einen Strich durch die Rechnung gemacht
hätte.
An dem Tag, wo sie ankamen, ging es Hadley noch
einigermaßen gut, doch am nächsten Morgen, wo die Oper stattfinden sollte,
fühlte sie sich wieder schlapp und schwach.
„Steven?“
Der junge Mann kam zu ihr gestürzt.
„Was ist Hadley?“
„Ich fühle mich so schwach.“
Steven sah wieder ihr blasses Gesicht und die
Ränder unter ihren Augen. Er bekam Angst, Angst, dass sie ihren großen Traum
nicht mehr erfüllt bekam.
„Nimm deine Tabletten mein Liebling.“
Hadley winkte ab.
„Sie nützen nichts mehr, es ist zu spät Steven.“
„Nein Hadley, es ist niemals zu spät. Bitte,
nimm deine Tabletten und es wird dir wieder besser gehen.“
Nur wegen Steven, nahm sie noch einmal die
Tabletten, aber sie selber merkte, wie ihr Leben langsam von ihr ließ.
Steven besorgte sich einen Rollstuhl für Hadley,
damit er sie zur Oper fahren konnte, da sie zum Laufen zu schwach war.
Er schob sie in den großen Saal und nun legte
sich ein Strahlen auf Hadleys Gesicht.
Steven und Hadley saßen ganz vorne, sodass sie
alles gut sahen. Und als die Oper anfing zu spielen, spielte Hadley in
Gedanken auf dem Klavier mit. Sie schloss die Augen und nahm die Musik in sich
auf.
Sie merkte wie leicht sie sich fühlte und wurde
ihr klar….ihr Leben geht zu Ende.
Mrs. Hadley Norman hat noch ihren allergrößten
Traum erfüllt bekommen, bis sie sich von dem Leben auf der Erde verabschiedet
hatte, um im Himmel ein neues Leben zu beginnen.
Ende
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